Die Einführung der Robotik vor gut 20 Jahren hat die Urologie verändert wie kaum ein anderes chirurgisches Fach. Für die tief im Becken (Blase, Prostata) oder hinter der Bauchhöhle (Niere, Harnleiter) gelegenen urologischen Organe ist dieses moderne Operationssystem wie geschaffen. Dabei handelt es sich nicht um einen Roboter im eigentlichen Sinn, da der daVinci nicht autonom arbeitet, sondern die Befehle des Chirurgen ausführt. Die vier Arme des Systems werden über kleinste Schnitte in die durch leichten Gasdruck aufgespannte Bauchhöhle eingeführt und vom Operateur über eine Konsole gesteuert. Optimale Ausleuchtung und eine hochmoderne Optik verleihen dem Operateur eine perfekte dreidimensionale und vergrößerte Sicht, die miniaturisierten Instrumente des daVinci OP Roboters erlauben maximale Bewegungsfreiheit auch in schwer zugänglichen Körperregionen.
Anders als in der herkömmlichen Laparoskopie sind die robotischen Instrumente dreh- und winkelbar, so dass sich die filigranen Bewegungen der menschlichen Hand während einer daVinci OP hochpräzise darauf übertragen lassen. Damit ist das Hauptproblem der konventionellen Laparoskopie – vor allem bei rekonstruktiven Eingriffen mit längeren Nahtstrecken - gelöst. Die großen Vorteile des minimalinvasiven Vorgehens bleiben erhalten: Vermeiden einer Eröffnung des Bauchraumes und eines postoperativen Darmstillstandes, weniger Wundinfekte und Narbenbrüche, minimiertes OP-Trauma, schnellere Heilung bei geringeren Schmerzen und eine frühere Entlassung.
Das Loretto-Krankenhaus verfügt über einen daVinci®-Operationsroboter der neuesten Generation und über eine jahrelange Expertise in sämtlichen Einsatzbereichen dieses Systems.
Die radikale Prostatektomie (vollständige Entfernung der Prostata bei Prostatakrebs) ist der urologische Eingriff, bei dem das da Vinci®-System zuerst eingeführt wurde. Aufgrund der verborgenen Lage der Prostata tief im kleinen Becken – hinter dem Schambein, zwischen Blase und Harnröhre – und der unmittelbaren Nachbarschaft funktionell wichtiger Strukturen (Schließmuskel, Potenznerven, Blasenhals) kann der Roboter seine Vorteile optimal ausspielen. Durch den leicht erhöhten Gasdruck in der Bauchhöhle werden zudem Blutungen aus dem die Prostata umgebenden dichten Venengeflecht minimal gehalten. Die robotische Prostatektomie hat sich mittlerweile weltweit durchgesetzt: In den USA finden nahezu 100 % der Prostatektomien robotisch statt, in Deutschland über 60 % mit steigender Tendenz.
Die Vorteile des Einsatzes des OP-Roboters auf einen Blick:
Für die robotische Entfernung der Harnblase gelten dieselben Vorteile wie für die Prostatektomie: geringeres OP-Trauma und minimaler Blutverlust bei verbesserter Darstellung und Erhaltung funktionell entscheidender Strukturen wie Schließmuskel und Nerven.
Anfänglich geäußerte Bedenken hinsichtlich der onkologischen Sicherheit wurden durch große, internationale Studien ausgeräumt. Diese Studien konnten gleichzeitig zeigen, dass die Komplikationsrate dieses hochkomplexen Eingriffs durch das minimalinvasiv-robotische Vorgehen signifikant gesenkt wird. Dies liegt vor allem daran, dass die Bauchdecke nicht geöffnet wird und der empfindliche Darm nicht über Stunden exponiert und durch Wundsperrer komprimiert ist. Die Magen-Darm-Passage ist daher in der Regel sehr viel schneller wiederhergestellt und der Patient wesentlich weniger belastet. Gefürchtete Komplikationen wie Nahtbrüche der Bauchdecke gehören der Vergangenheit an.
Die technische Herausforderung liegt in der intrakorporalen Harnableitung, also in der Anlage eines Ileum-Conduits oder in der Konstruktion einer Neoblase bei geschlossener Bauchdecke. Im ersten Fall werden die Harnleiter an ein ca. 15 cm langes Dünndarmsegment angeschlossen und dieses aus der Bauchdecke ausgeleitet, wo der Urin in einem Beutel aufgefangen wird. Bei der Neoblase wird aus ca 50 cm Dünndarm ein sphärisches Reservoir geformt, das an Stelle der entfernten Blase eingesetzt wird und idealerweise die Speicherfunktion ungestört übernehmen kann. Diese komplexen Eingriffe werden an nur wenigen Zentren in Deutschland routinemäßig durchgeführt – am Loretto-Krankenhaus können wir sie in verlässlicher Qualität mit jahrelanger Expertise anbieten.
Wie für die Prostataentfernung setzt sich auch auf dem Gebiet der Nierenchirurgie die Robotik flächendeckend durch. Ein großer Vorteil liegt im Verzicht auf den zum Teil sehr belastenden Flankenschnitt der offenen Operation. Ein weiterer Vorteil des Verfahrens besteht in der hervorragenden Sicht und der bis zu 20fachen Vergrößerung: So kann das entartete Gewebe millimetergenau aus dem gesunden Nierengewebe sowie von Gefäßen und dem Nierenbecken gelöst und ein maximaler Funktionserhalt erreicht werden. Der ausgelöste Tumor wird in einen Bergebeutel verbracht und am Ende der OP über einen kleinen Schnitt geborgen. Das gut durchblutete Tumorbett wird sicher vernäht – auch hierbei sind die hervorragende Optik und die hohe Beweglichkeit des robotischen Systems eine entscheidende Hilfe. Mittlerweile muss in den wenigsten Fällen wegen eines Nierentumors die ganze Niere entfernt werden: selbst große oder zentral gelegene Tumore können im Normalfall onkologisch sicher unter Erhalt der Niere operiert werden.
Schließlich kann mit dem Roboter auch das gesamte Spektrum der Harnleiterchirurgie abgedeckt werden: von der Nierenbeckenplastik bei Nierenbeckenabgangsengen über End-zu-End-Anastomosen und Bladder-Psoas-hitch-Plastiken bei tiefer gelegenen Harnleiterengen bis zum vollständigen Harnleiterersatz durch Dünndarm. Weitere Einsatzbereiche sind beispielsweise die Kolposakropexie bei Senkungsbeschwerden oder retroperitoneale Lymphadenektomie (RPLA) im Rahmen der Therapie von Hodentumoren.
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